DEUBAUKOM 2016

Selbstversorger in großem Stil

Aktiv-Stadthaus Frankfurt


 

Entlang der Speicherstraße in Frankfurt erstreckt sich seit Mitte 2015 das vermutlich größte Plusenergie-Wohngebäude Europas von HHS Planer + Architekten, Kassel. Es wurde gerade mit dem Europäischen Solarpreis 2015 der Vereinigung Eurosolar ausgezeichnet. Der Preis würdigt außerordentliches Engagement bei der Nutzung Erneuerbarer Energien.

Bisher galten Selbstversorger-Bauten dieser Größenordnung und Kompaktheit als nicht realisierbar. Für die Versorgung einer derartigen Bewohnerdichte und die Erzeugung des damit verbundenen Energiebedarfs waren die zur Verfügung stehenden solaren Gewinnflächen zu niedrig.

Das Aktiv-Stadthaus basiert technisch auf einer Reduzierung des Energiebedarfs und der Bereitstellung von Energie aus lokal verfügbaren Energiequellen. Es erzeugt mehr Energie in der Jahresbilanz als es verbraucht. Die Kombination einer wirkungsvollen Dämmung mit aktiver Energiegewinnung durch Photovoltaik auf dem Dach und an der Südfassade machen es möglich.

Auf 1.500 Quadratmetern trägt das markante Pultdach insgesamt 750 hocheffiziente PV Module. Es ist in Form, Größe und Neigung auf einen maximalen Solarertrag angelegt. Die Dachmodule liefern den Hauptanteil des Solarstroms für das Gebäude, die PV-Fassade zur Südseite trägt weitere 350 Module – die Gesamtbilanz ist ein jährlicher Stromertrag von etwa 300.000 kWh/a. Der so gewonnene Strom wird in einer Batterie im Haus gespeichert. Sie puffert Angebot und Nachfrage ab und garantiert, dass der Strom auch nachts genutzt werden. 

Der Hybrid aus Stahlbeton für die Tragwerksstruktur und vorgefertigten Holzrahmenelementen für eine schlanke Außenwandkonstruktion beherbergt 74 Wohneinheiten mit zwei- bis vier-zimmer-Wohnungen. Jede Wohnung verfügt über eine Loggia bzw. einen Balkon. Eine wärme- und luftdichte Gebäudehülle sowie dezentrale mechanische lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung in den Wohnungen führen zu einem sehr geringen Heizwärmebedarf. Die Wärmeerzeugung erfolgt über eine elektrische Wärmepumpe.

Alle Wohnungen wurden mit besonders sparsamen Haushaltsgeräten ausgestattet. Über ein Touchpanel in jeder Wohnung kann Einsicht in den eigenen Energieverbrauch sowie den Stromertrag der Photovoltaikanlagen genommen werden. So ist jeder Mieter einbezogen in den Prozess von Verbrauch und Erzeugung der benötigten Energie, das eigene Energieverbrauchsverhalten wird dokumentiert und der bewusste unmittelbare Umgang mit den vor Ort erzeugten Ressourcen rückt in das tägliche Bewußtsein jedes Einzelnen.

Mit diesem Selbstversorger wurde ein neuer Meilenstein gesetzt auf dem Weg der energieerzeugenden Wohnhäuser. Die DEUBAUKOM 2016 gibt Einblicke in den aktuellen Stand der Entwicklungen in diesem Bereich.