Interdisziplinärer Pionier

Das Felix Plattner Zentrum ist Gewinner des Heinze ArchitektenAWARD 2019 und ein Modellprojekt für die Zukunft der BIM-Technologie.

Das Schweizer Felix Plattner Spital steht für eine kleine Revolution im Bauwesen. Anzusehen ist das dem klar gestalteten Gebäude nicht unmittelbar, seine Innovationen verbergen sich im bei seinen inneren Qualitäten. Denn das Baseler Krankenhaus ist eines der wenigen Projekte im Gesundheitswesen, das konsequent auf die Planungsmethoden des Building Information Modeling setzt - und damit ist es ein Pionier für die übergreifende und kosteneffiziente Zusammenarbeit von Architekten und Nutzern.

Building Information Modeling hilft, komplexe Bauaufgaben zuverlässig zu kalkulieren und Probleme zu erkennen, bevor sie auftreten. Einige Länder schreiben die Nutzung von BIM bereits vor. Darunter Dänemark, Norwegen und Schweden als Vertreter der im Baubereich als progressiv bekannten skandinavischen Nationen und die ebenfalls als Zukunftspionier der Architektur eingeordneten Niederlande. Für den Neubau des Felix Plattner-Spitals, realisiert auf 22.000 Quadratmetern Grundfläche und damit seines Zeichens ein Großprojekt im Gesundheitswesen, wurde der Einsatz von BIM schon bei der ersten Ausschreibung zwingend festgesetzt. Für die Schweiz war der umfassende Einsatz von BIM ein Pilotprojekt im Bereich der modellbasierte Projektabwicklung. Der siebengeschossige Neubau sollte virtuell gebaut werden, bevor auch nur ein Spatenstich erfolgte. Und BIM wurde nicht nur während der Entwurfsphase zur Planungsfehler-Prophylaxe genutzt, sondern auch im Betrieb und über die Lebenszeit des Gebäudes.

Als Gewinner des Wettbewerbes für das Spital qualifizierte sich die "ARGE HandinHand Planungsgemeinschaft" und damit die Architekten des deutschen Studios wörner traxler richter, die mit ihrer fachlichen Ausrichtung und Erfahrung als führend im Gesundheitssektor gelten, gemeinsam mit Holzer Kobler Architekturen aus Zürich. Während die Architekten ihre Entwürfe seit einigen Jahren konsequent digital erstellen, verlangt BIM einige zusätzliche Planungsschritte, aber auch die engere Zusammenarbeit zwischen Nutzer, Auftraggeber und Architekt. Um die notwendigen Attribute überhaupt festlegen zu können, muss man sich hier in einer frühen Phase auf gewisse Zielsetzungen einigen. Wie wird ein Raum genutzt, welchen klimatischen Anforderungen muss er gerecht werden? Wenn die tatsächlich notwendigen, technischen Details frühzeitig geklärt werden, lassen sich Kosten reduzieren. Alle vierzehn Tage wird das digitale Modell von allen Projektbeteiligten wieder auf den aktuellen Stand der Planung gebracht. Das verlangt eine gewisse Disziplin, vermeidet aber gleichzeitig spätere Kollisionen.

Und wie wirkt sich das auf den Entwurfsprozess aus? Positiv, findet das Architekturbüro wörner traxler richter. Das Büro hat die BIM-Planungsmethodik mittlerweile zu einem Teil seines Leistungsprofils erklärt. Denn bei einer Planung mit BIM kann sich der Entwerfende besser auf die eigentliche Architektur konzentrieren – weil die technischen und strukturellen Parameter frühzeitig geklärt sind und sich nicht später erst dem Gebäude unterordnen. Der Bauherr hingegen ist parallel in den gesamten Prozess involviert und muss Veränderungen immer wieder genehmigen. Er kann nebenbei von den Vorteilen des digitalen Modells und seiner Planungstiefe profitieren. Mit einer Virtual Reality-Brille können Raum und Planung live erlebt werden und dreidimensional verstanden. Und auch der Klinikbetrieb und sein Workflow liessen sich realitätsnah erproben.

Das Projekt wurde bereits mit einigen wichtigen BIM-Preisen ausgezeichnet, darunter der BIM Award 2016 vom BIM Cluster Stuttgart und der buildingSMART bsI Award 2016. Im Jahr 2019 erhielt das frisch eröffnete Gebäude den Sonderpreis BIM des Heinze ArchitektenAWARD.

Architekten:
wörner traxler richter / www.wtr-architekten.de
Holzer Kobler Architekturen Zürich/Berlin / www.holzerkobler.com

Text: Tanja Pabelick