Heiße Tradition

Baden statt Duschen: Im 12-Zimmer-Hotel Satoyama Jujo erleben Gäste die uralte Badekultur Japans mitsamt seiner traditionellen Rituale – und das in einem ganz zeitgenössischen Ambiente.

Die europäische Designwelt – wenn man das einmal so pauschal sagen darf – liebt Japan. Die Kulturen verbinden so viele Gemeinsamkeiten und dennoch erscheint auf den ersten Blick alles ganz anders als das Wohlvertraute daheim. Ein gutes Beispiel dafür ist das neue Boutique Hotel Satoyama Jujo. Zwei Stunden mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Tokio entfernt, liegt es in der verwunschenen Landschaft der Präfektur Niigata. Der Name des Hotels setzt sich aus den Schriftzeichen für „Bergdorf“ und „zehn Geschichten“ zusammen.

Das 150 Jahre alte Gebäude wurde für den Umbau zum Hotel mit einer modernen Erweiterung versehen und erzählt mit seinem respektvollen Konzept von der reichhaltigen Historie des Landes. Eine ganz besonders schöne dieser Geschichten handelt von der japanischen Badekultur. Ein Bad – und nicht etwa die Dusche – gehört hierzulande zum Tagesablauf wie der Reis zum Abendessen. Ein Tag ohne Wanne? Undenkbar! Dabei hielt das eigene Badezimmer erst Mitte des 20. Jahrhunderts überhaupt Einzug in japanische Häuser. Vorher ging man zum Waschen ins Badehaus, den sogenannten Sentō.

Onsen – das vulkanische Bad
Mit der Verbreitung privater Bäder verloren die Sentōs zwar ihr Monopol auf die Körperpflege, ganz verschwunden sind sie allerdings nicht. Schließlich dienen sie nicht nur der Hygiene, sondern haben auch eine starke soziale Funktion. Noch heute treffen sich die Japaner hier gerne auf ein Schwätzchen mit der Nachbarschaft. Dasselbe gilt für Onsen, also öffentliche Bäder mit Wasser aus heißen Quellen. Davon gibt es in Japan aufgrund der regen vulkanischen Aktivität so viele, dass man quasi einfach nur in die Tiefe bohren muss, um auf eine zu stoßen.

Der Onsen im Satoyama Jujo ist eine ausgesprochen schöne Version dieser speziellen Form des Badehauses. In einem schlichten Zusammenspiel aus Holz an Wänden und Decke sowie Naturstein auf dem Boden verschmelzen Moderne und Tradition zu einem reizvollen Mix. Wer ihn als Europäer betritt, sieht einen Raum, der den höchsten Ansprüchen zeitgenössischer Ästhetik standhält – und gleichzeitig Rätsel aufstellt. Um die Konstellation der kleinen Holzstühle, niedrigen angebrachten Schläuche und dem großen Wasserbecken zu verstehen, braucht es eine kleine Einführung in japanische Baderituale.

Duschen? Bitte im Sitzen!
Bei den Holzhockern handelt es sich tatsächlich um Sitzduschen, denn im traditionellen Japan ist das Duschen im Stehen eine Seltenheit. Nach einer gründlichen Reinigung auf dem Stuhl geht es in das heiße Mineralwasser. Anschließend gibt es im zengartenartig angelegten Außenbereich des Hotels Abkühlung mit Blick auf die japanischen Alpen. Die bis ins sechste Jahrhundert zurückreichende Badekultur geht davon aus, dass beim Baden auch die Seele gereinigt wird. Daher ist die Ruhephase ein wichtiger Bestandteil des Rituals.

Wahrscheinlich ist diese Annahme auch der Grund, warum viele Badewannen der mit skandinavischen und japanischen Designstücken eingerichteten Zimmer auf der Terrasse und mit Blick auf die umliegende Natur positioniert sind. Das äußerst minimalistische Umfeld und der Traumausblick sorgen für die nötige Entspannung bei der Reinigung von Körper und Geist. Als Europäer muss man sich die japanische Badekultur vielleicht erst erschließen, sie zu entdecken ist aber ziemlich relaxt.

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