Im Bad mit Al Capone

Art déco für die Neuzeit: Das Designhotel The Robey in Chicago erinnert – auch in den Bädern – mit historischen Formen an die schillernde Vergangenheit der Kulturmetropole.

The Robey eröffnete im Dezember 2016 – und dennoch fühlt sich ein Besuch dieses Chicagoer Hotels wie eine Zeitreise in die Vergangenheit an. Das Bürogebäude an der großen Kreuzung von Damen, Milwaukee und North Avenue wurde 1929 von den Architekten Perkins, Chatten & Hammond errichtet. Zunächst ging das prismaförmige Art-déco-Meisterwerk aufgrund seiner Lage nordwestlich von Downtown als „Northwest Tower“ und schließlich wegen seiner vermeintlichen Ähnlichkeit mit einem heulenden Kojoten als „Coyote Building“ in die Umgangssprache der Chicagoer ein. In der Stadt kennt jeder das Gebäude, denn mit seinen zwölf Geschossen und über 60 Metern Höhe ist es noch immer der einzige Wolkenkratzer seines Viertels.

Kulturlegende Chicago
Um die retrospektive Gestaltung der Zimmer und Bäder des neuen Designhotels zu verstehen, lohnt es sich, die Geschichte des Gebäudes zu bemühen. Der Northwest Tower hat schon einiges erlebt und verkörpert so etwas wie die Seele Chicagos. Er thronte über der Stadt als zur Prohibition der Verkauf, die Herstellung und der Transport von Alkohol verboten war. Er war zugegen als Louis Armstrong und seine  Musikerkollegen mit einem neuen Sound und einschlägigen Clubs Chicagos Ruf als Jazzmetropole in die Welt hinaus posaunten. Und als die drittgrößte Stadt der Vereinigten Staaten im Laufe der Zeit zu einem kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum avancierte. Als in den achtziger Jahren für über zwei Jahrzehnte die Tower Coyote Gallery in das Gebäude einzog, wurde der Bau schließlich zum Mittelpunkt des jährlichen Kunstfestivals Around the Coyote.

Der Stil der Roaring Twenties
Wie gestaltet man heute die Badezimmer eines ambitionierten Designhotels in der hippen Nachbarschaft der Stadtviertel Wicker Park und Bucktown – dem Epizentrum für Kunst- und Kulturliebhaber? Noch dazu in einer lebenden Baulegende der „Roaring Twenties“? Vor dieser Aufgabenstellung befanden sich das belgische Duo bestehend aus den Nicolas Schuybroek Architects und Marc Merckx Interiors im Auftrag der mexikanischen Grupo Habita bei der Umgestaltung der Büros zu Gästezimmern. Die Lösung der Planer: Mithilfe zeitgenössischem Design, das den Spirit der vorletzten Jahrhundertwende verkörpert, beförderten sie das Interieur und die Bäder ins Jetzt. Vintage-Elemente wie Parkett mit Fischgrätmuster und Trennwände aus verglastem Maschendraht treffen auf Gestaltungsmerkmale und Originale aus dem Art déco.

Archetypischer Art déco
Die Ausstattung der Bäder in den 69 neu entstandenen Zimmern lädt zur Zeitreise ins frühe 20. Jahrhundert ein. Die Hebelgriffe mit Porzellaneinsätzen an den Waschbecken und die großen Tellerkopfbrausen in der Dusche erinnern allesamt an die archetypischen Formen der ersten industriell gefertigten Armaturen. Tatsächlich wurden sie natürlich nach neuesten technischen Standards gefertigt. Die kantigen Säulenwaschtische sind passend zum Gebäude ebenfalls an die Ästhetik des Art déco angelehnt. Mit ein wenig Fantasie sieht man förmlich den berüchtigten Chicagoer Gangster Al Capone seine Hände daran rein waschen.

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