DEUBAUKOM 2016

Einkammer-Luftkissen-Dach von formTL

Busbahnhof in Aarau, Schweiz


 

„Wolke“ nennen die Aarauer ihren markanten, neuen Bushof, dessen Entwurf vom Züricher Büro Vehovar & Jauslin Architektur AG stammt – die Tragwerksplanung übernahm das deutsche Ingenieurbüro formTL aus Radolfzell.


 


Auf dem Bahnhofsvorplatz der Schweizer Kantonshauptstadt Aarau konnte der neu gestaltete Bushof im Oktober 2013 eingeweiht werden. Die Wolke bildet seither im Bahnhofsensemble einen Ruhepol zwischen der belebten Bahnhofstraße und dem neuen Bahnhofsgebäude (Theo Hotz, Eröffnung 2010) und beeindruckt durch ihre wunderbare Mischung aus funktionaler Technologie und reizvollem Spiel mit Transparenz und Reflexion. Zum sich über den Tag verändernden Lichteinfall kommen die Lichtreflexe, die von den in Stützenrichtung angeordneten Langfeldleuchten ausgehen (Lichtplanung: Atelier Derrer, Zürich).


 


Ambitioniertes Ziel des Projektes war es, das luftdichteste und im Betrieb sparsamste Luftkissen zu bauen. Mit einer Fläche von 1.070 Quadratmetern und einem Volumen von 1.810 Kubikmetern ist der Bau das derzeit weltgrößte Einkammer-Folienkissen. Auf einem freigeformten Stahltisch lagert in 7 Meter Höhe das Gebilde aus ETFE-Folie. Leicht geneigte Stützen tragen das filigrane Wolkendach. Die durchsichtige Folie in Klar und Blau wurde mit abstrakten Bildern von Stefan Jauslin und Paolo Monaco bedruckt. In der Mitte hat das Folienkissendach eine organisch geformte Öffnung. Für die Busreisenden entsteht das Gefühl zwar draußen, aber dennoch geschützt zu sein. Ein über und unter dem Kissen liegendes unregelmäßiges Netz aus bis zu 41 Meter langen Edelstahlseilen gibt den Folien die Form und die benötigte Spannweite. Die Lage der Stahlseile ist durch projektbezogen entwickelte Seilnetzknoten fixiert.


 


Damit das Kissen immer prall gefüllt ist und nicht im Wind flattert, reguliert eine Stützluftzentrale den Kisseninnendruck. Außerdem wälzt sie die Kissenluft permanent mit sauberer und trockener Luft um -  eventuell im Innern auftretende Feuchtigkeit wir so entfernt. Je vier 120 Meter lange PE-Rohre unter der Fahrbahn sind zu diesem Zweck verlegt worden. Vier weitere Leitungen führen die Kissenluft zurück in die Stützluftzentrale. Das komplette Leitungssystem für Entwässerung, Beleuchtung, Umluft und Messtechnik verläuft unsichtbar im Inneren der Konstruktion, die so luftdicht und energiesparend ausgebildet wurde, dass nur 15% der prognostizierten Stützluftleistung benötigt werden.


 


Im Rahmen des Stahlbau-Kongresses erläutert Gerd Schmid seine Erfahrungen bei der Entwicklung des Luftkissen-Daches sowie im Rahmen anderer beeindruckender Projekte des Büros.


 


Vortrag


"Freie Form und konstruktive Ästhetik – Textile Bauten mit Stahl
"


Gerd Schmid



formTL ingenieure für tragwerk und leichtbau gmbh, Radolfzell