Der Schwimmkomplex
Tauchgang mit Tiefsinn: Luxusvilla an der spanischen Mittelmeerküste.
Direkt an der Mittelmeerküste, zwischen den malerischen Örtchen El Portixol und Cala Blanca, baute das Studio von Architekt Ramón Esteve einen Komplex, der von Felsen, Olivenbäumen und Meeresrauschen eingerahmt wird. An jeder Stelle des luxuriösen Wohnbaus schuf der Valencianer direkte Verbindungen zum Wasser, die im wahrsten Sinne tief blicken lassen.
Erholsamer als eine Klippe am Meer könnte ein Bauplatz kaum sein: Die kleine Hafenstadt Xàbia im Norden der spanischen Costa Blanca lockt mit malerischer Architektur. Doch auch die Küsten mit ihren feinen Sandstränden und den türkisblauen Farbverläufen erscheinen geradezu paradiesisch. Hier, auf der Spitze einer wild bewachsenen Felsformation, realisierte der in Valencia ansässige Ramón Esteve mit seinem Team ein Domizil, in dem man sich nicht nur wegen seiner akustischen und optischen Ruhe fast wie unter Wasser fühlt.
Auf, zu
„Das ursprüngliche Konzept des Gebäudes sah vor, die außergewöhnlichen Panoramablicke auf die Natur und das Meer mittels eines kontemplativen Umfeldes noch zu steigern“, sagt der verantwortliche Architekt. Eine Ost-West-Ausrichtung des Hauses lag daher auf der Hand. Sie wies durchaus ästhetische Gründe auf, hatte – in Anbetracht der südlichen Temperaturen – aber auch klimatechnische Vorteile. Dank der zu großen Teilen geschlossenen östlichen Eingangsfassade sind die Bewohner vor Blicken von der Straße geschützt und auch die Sonne bleibt weitgehend draußen. Während vereinzelte Abschnitte mit hölzernen Lamellen noch Tageslicht und Luft hindurch lassen, so erscheint die Südseite fast hermetisch abgedichtet.
Mit allen Wassern
Die Westfassade, die sich dem Meer zuwendet, gestaltete Esteve mit enormen Glasfronten vollständig transparent. Bodentiefe, vollflächige Verglasungen ersetzen dort ganze Wände. „Die Zimmer wurden so arrangiert, dass man von jedem Standpunkt innerhalb des Hauses auf den Horizont schauen kann", so Esteves Team. Geräumige Terrassen und weit aus der Fassade kragende Balkone sorgen zudem für direkte Verbindungen zum Außenraum, die nicht einmal durch ein Geländer gestört werden. Stattdessen integrierte der Planer gläserne Abtrennungen, die einen gänzlich ungestörten Blick in die Weite erlauben.
Um die Ecke gedacht
„Eine besondere Stellung innerhalb des Hauses nimmt jedoch der Wohnraum ein“, sagt Esteve. „Von hier aus genießt man die besten Aussichten innerhalb des gesamten Komplexes.“ Zum einen sorgt die überdurchschnittliche Deckenhöhe von sechs Metern für einen erhabenen Eindruck. Zum anderen führte Esteve die frontal ausgerichtete Verglasung der Fassade an dieser Stelle auch über Eck weiter und steigert so die effektvollen Eindrücke der anderen Räume noch weiter. Damit lässt er die Architektur fast unsichtbar werden und holt den Himmel ins Gebäudeinnere.
Weißer Beton
Lange, fließende Vorhänge sollten die ätherische Atmosphäre des Mittelmeers noch betonten, so das Team. Sie bilden aber zugleich einen reizvollen Kontrast zum Sichtbeton, dem vorrangig verwendeten Material im Innen- und Außenbereich. Eigentlich ein grober Werkstoff, sorgt er in diesem Kontext – mit seiner hellen Färbung – für eine kühle Eleganz, die sich durch den gesamten Bau zieht. Hinzu kommen Blenden, Fensterrahmen und Möbel, die ebenfalls in dezenten Weißtönen gehalten sind. „Unterschiede werden nur durch die Materialien markiert, die so ein subtiles Spiel von Texturen erzeugen“, berichten die Planer.
Blaues Wunder
Eine fast noch bedeutsamere Rolle als die Materie des Baus spielen jedoch seine immateriellen Eigenschaften. So legte Esteve sein Augenmerk auf die Beleuchtung: Im Inneren integrierte er gläserne Treppenstufen, die bei Tag möglichst unauffällig erscheinen sollen, bei Dunkelheit jedoch stimmungsvoll beleuchtet werden. Außerdem setzte er den Poolbereich mit im Boden eingefassten Lichtlinien in Szene. Bei Sonnenuntergang und während der Nacht erstrahlt das Wasser im geometrisch geformten Bassin dann in brillantem Azurblau.
Unterwasserwelten
Das Highlight des Hauses hingegen wird erst auf den zweiten Blick sichtbar. Unterhalb des Außenbeckens in einem Wellness-Areal – neben Ankleideraum, Fitnessbereich und Sauna – liegt ein weiteres Schwimmbecken. Über eine mächtige Drehtür erreichbar und zwischen massiven Betonwänden und -decken, erscheint es in einer abgedunkelten, gedämpften Atmosphäre. Hier verzichtete Esteve bewusst auf ein Fenster zum Meer. Das Licht fällt hauptsächlich durch Lichtschlitze in der Decke nach unten. Außerdem erhielt der schlichte Raum eine schmale, horizontal angelegte Öffnung. Sie stellt eine direkte Verbindung zum obenliegenden Pool dar, durch die man das Wasser, die Schwimmer und die einfallenden Lichtreflexe betrachten kann.
So schafft Ramón Esteve ein Detail mit wahrlich erhellender Wirkung: Während der weiße Wohnkomplex mit seinem luftig-leichten Outdoor-Bereich durchaus etwas an den aus den 90er Jahren stammenden Raffaello-Werbespot von Ferrero erinnert, so bildet das dezenter gestaltete Wasserbecken im Innenraum einen gelungenen Gegenpol mit buchstäblicher Tiefgründigkeit.
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FOTOGRAFIE Mariela Apollonio, Ramón Esteve
Mariela Apollonio, Ramón Esteve
Ramón Esteve
Projektarchitekten