Zeichnen

NEW FRONTIERS

Ausstellung:
26. Oktober 2012 – 2. Dezember 2012

Eröffnung:
26. Oktober 2012 – 2. Dezember 2012

Organisatoren: NEW FRONTIERS – Verein zur Förderung experimenteller Architektur
(www.new-frontiers.cc)

Ausstellungsteilnehmer/innen: Dietmar Franz, Lukas Göbl, Sebastian Heinemeyer, Lucas Horvath, Claudia Larcher, Markus Leixner, Constantin Luser, Patrick Pregesbauer, Walter Prenner, Franz Riedl, Josef Saller, Florian Unterberger, Nicole Wogg

Jury des Wettbewerbs: Lilli Hollein, Dieter Ronte, Günter Zamp Kelp und Florian Medicus

Sprecher zur Eröffnung:
Dr. h.c. Kristin Feireiss, Aedes
Dieter Ronte, Direktor Forum Frohner, Krems/Bonn
Florian Medicus, Architekt/Kurator, Salzburg/Wien

Weitere Ausstellungsorte: Forum Frohner, Krems (März 2013), Galerie d’Architecture, Paris (Juni 2013, dzt. in Verhandlung) und Az W – Architekturzentrum Wien (Oktober 2013)

 

Aedes Kooperationspartner

 

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Die Ausstellung ‚Zeichnen‘, kuratiert von Dieter Ronte und Florian Medicus, ausgelobt von NEW FRONTIERS, Verein zur Förderung experimenteller Architektur, zeigt eine Auswahl aktueller Architekturzeichnungen aus Österreich als Basis kritischer Reflexionen über digitale und virtuelle Planungsprozesse sowie die künstlerischen Bedingungen des Architekturmachens. Die Auswahl der ausgestellten Arbeiten geht zum Großteil aus einem österreichweiten Wettbewerb hervor und bietet so eine hochqualitative Übersicht des Zeichnens und ‚Raumbearbeitens‘ an sich.


Die aktuell praktizierende Generation jüngerer Architektinnen und Architekten ist gemäß der Einschätzung von Wikipedia nicht mehr den ‘Digital Immigrants’, sondern bereits den so genannten ‘Digital Natives’ zuzurechnen. Einzug und letztlich Triumph digitaler Planungs- und Fertigungswerkzeuge hat das Denken und Machen von Architektur ein für alle Mal verändert. Und dennoch sehen wir – sei es als Strategie, um sich Produktionsdruck und selbstlimitierenden Standards und Konventionen zu entziehen – gerade in den vergangenen Jahren wieder eine Vielzahl an Handzeichnungen, Skizzen, Diagrammen, und herzhaft schlampigen Studienmodellen den Architekturdiskurs durchgeistern. Und wir sehen das mit Freude, da sich in diesen Darstellungsformen nichts weniger auszudrücken versucht, als das steigende Bedürfnis wieder zu kommunizieren, sich und das eigene Tun auf einer verständlichen, letztlich manuellen Ebene begreifbar zu machen.

Es wäre naiv, an dieser Stelle eine anti-digitale Lanze für die architektonische Romantik zu brechen (was sollte das auch sein?), denn aus dem progressiven Versprechen einer virtuellen Realität ist ja bereits eine faktische Realität entstanden, die ohne Zweifel Undenkbares nicht nur plan- sondern in vielen Fällen auch baubar hat werden lassen. Wir denken allerdings darüber nach, wie die Faszination des Digitalen sich verselbständigt und wie hierbei eine kritische Rezeption oder ein künstlerisches Korrektiv aussehen könnte und eigentlich müsste? Im Rahmen der Ausstellungsreihe ‚NEW FRONTIERS Zeichnen‘ wollen wir also weder unsere Missbilligung ‚freud’scher Prothesengötter‘ kenntlich machen, noch die manuelle Restauration im Sinne aufgeklärter Autorenschaft und des allfälligen Werkbegriffs festlegen: der Hochpunkt avantgardistischer Provokation durch das eng mit der ‚New Economy‘ verknüpfte Digitale scheint allerdings überschritten, und die Frage bleibt: wie weiter?
In den vergangenen Jahren hat sich der Zauber des Virtuellen also ästhetisch verbraucht und in großen Teilen auch kommerziell diskreditiert; schließlich lässt sich eine ganz bestimmte, unverwechselbare und leidenschaftliche Intensität nicht in einen Short-Cut programmieren, und sei der Algorithmus noch so komplex. Das als Hauptgrund, wie wir denken, für das gewaltige Interesse und den großen Zuspruch internationaler Architekturzeichnungswettbewerbe wie etwa der Henning-Larsen-Foundation oder der kalifornischen Woodbury University in der jüngeren Vergangenheit.

Die Ausstellung NEW FRONTIERS Zeichnen versammelt neben den im Vorfeld eingeladenen Teilnehmern Lukas Göbl, Markus Leixner, Constantin Luser, Josef Saller und Florian Unterberger weitere acht Positionen, die durch einen österreichweiten Wettbewerb (juriert durch Lilli Hollein, Dieter Ronte, Günter Zamp Kelp und Florian Medicus) gefunden wurden. Wir freuen uns also mit Dietmar Franz, Sebastian Heinemeyer, Lucas Horvath, Claudia Larcher, Patrick Pregesbauer, Walter Prenner, Franz Riedl und Nicole Wogg weitere acht ‘Digital Natives’ der jüngeren Generation (bis 45 Jahre) gefunden zu haben, die ganz bewusst in ihrer täglichen Arbeit immer noch oder gerade wieder mit der Hand zeichnen oder manuelle und digitale Ausdrucksformen sinnfällig und auf spannende Weise miteinander verschränken.

„Die Zukunft der ästhetischen Möglichkeiten liegt in der Vergangenheit“, schrieb Hanno Rauterberg Ende 2004, um acht Jahre später festzustellen: „je weiter das Leben hineingleitet ins Reich des Digitalen, je weiter sich die Pods und Pads verbreiten und alles betatscht und nur noch wenig begriffen wird, desto mehr wächst bei vielen Menschen das Bedürfnis nach dem Hier und Jetzt.“ (DIE ZEIT, 22/2012) Und genau in diesem Hier und Jetzt will die Ausstellung NEW FRONTIERS Zeichnen das Spannungsfeld räumlicher Reflexion und Produktion zum einen in seiner bildkünstlerischen Basis ausloten, zum anderen sich den dringlichsten Fragen nach den grundlegenden Prozessbedingungen von Kunst und Architektur im Europa des Jahre 2012 stellen.

Florian Medicus, 2012

Katalog

Zur Ausstellung ist ein Aedes Katalog erschienen.
Mit einem Text von Florian Medicus
ISBN  978-3-943615-06-7
deutsch/englisch
Preis € 10,-