nred architects, Gran Canaria - Magüi González und José Antonio Sosa

abstract natures

Ausstellung:
24. Oktober - 27. November 2008

Eröffnung:
Freitag, 24. Oktober 2008, 18.30 Uhr

Zur Eröffnung sprechen:
Dr. E.h. Kristin Feireiss
, Aedes Berlin
Frau Itziar Taboada, Kulturattaché, Spanische Botschaft Berlin
Herr Virgilio Gutiérrez Herrero, Dean of the Colegio Oficial de Arquitectos de Canarias.

Wir danken den Sponsoren: Ute Nueva Sede Judicial De Las Palmas Gobierno de Canarias, Viceconsejería de Cultura y Deportes, Hunter Douglas España, Steel Case, Metal Confort, Wilkhahn, FCC, IECA, Riventi, Erco, Sieper Constructa, Teodoro del Pino e Hijos, Spanische Botschaft in Berlin sowie den Aedes Koopreationspartnern Zumtobel, ArcelorMittal, Busch-Jaeger Elektro GmbH, AXOR Hansgrohe, carpetconcept

 

Aedes Kooperationspartner

 

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nred arquitectos ist eine ungewöhnlich spannende Partnerschaft aus den zwei spanischen Studios der Architekten Magüi González und José Antonio Sosa. Verbunden sind Sie durch ihre Lehrtätigkeit und ihrem theoretischen Ansatz. Als unermüdliche Forscher und Professoren - ihrer sozialen Bedeutung der Lehre bewusst - erschaffen nred eine ihrer Zeit verpflichtete Architektur mit hohem gesellschaftlichen und künstlerischen Anspruch. Ihre gemeinsame Arbeit entspringt den Interaktionen innerhalb eines lebendigen Labors, wo Spezialisierung keine Rolle spielt.

Die territoriale Basis von nred arquitectos, die Insel Gran Canaria, ist ein besonderer Ort, ein Model im universellen Maßstab, wo Natur und Menschengemachtes in der mächtigen Präsenz des Atlantischen Ozeans nebeneinander existieren. Diese offene und vielfältige Insel erfordert zugleich Reflektion und Risikobereitschaft und die Architektur muss hier nicht nur mit Komplexität zurechtkommen, sondern sie noch potenzieren. In der vom Bauboom stark betroffen Region erscheint die Landschaft artifiziell, die Küste als abwechslungsreiche Welt und die Stadt als fragile und instabile Metropole, die Aufmerksamkeit und Fürsorge verlangt. Dieser merkwürdige Umstand der großstädtischen Abgeschlossenheit, in Kombination mit einer ausgeprägten Sensibilität der Stadt und dem Terrain gegenüber, lässt nred abstrakte Mechanismen zur Entwicklung einer Baukunst einsetzen, die prinzipiell mit der Komplexität des Alltagslebens und der Vielfalt der urbanen Landschaft arbeitet. So entsteht Architektur, die auf einer relationalen Logik basiert und in der Dualität aus Analyse und Praxis verankert ist, welche sich aus den theoretischen Positionen der Partner als Lehrende und Architekten ableitet. Es ist jene theoretische, kreative und intellektuelle Positionierung, die der Arbeit mit unterschiedlichen Konzepten zugrunde liegt, wie sie bei den in der Aedes-Ausstellung gezeigten Projekten erkennbar sind: La Regenta Centre for Artistic Production in Las Palmas (2005), der Gerichtskomplex (Law Courts) in Las Palmas (2004), der Masterplan für die Promenade am Puerto del Rosario (2005), die Sanierung des Rathaus (Casas Consistoriales) in Las Palmas (1998), das Haus Ruiz in Las Palmas (2006), das Stretched House in Las Palmas (2007), und der Konzeptvorschlag für die New Xisi Bei Street in Beijing (2007).

La Regenta, ein neues Zentrum für alternative Kunst, ist als ein großer Stapel hohler Betonkisten konstruiert, die eine Reihe von Ausstellungsflächen bieten und deren Höhe ihnen einen industriellen Charakter verleiht. Die Methoden der Stapelung, Überlagerung und Gegenüberstellung repräsentieren Formen der Anordnung ohne hierarchische Ordnung mit dem Schwerpunkt auf Kontiguität statt formaler Struktur. The Law Courts ist ein komplexes Konstrukt, dessen Funktionsweise eher einer Stadt als einem Gebäude entspricht. Das Ganze ist um eine verglaste Straße angeordnet, die den urbanen Raum auf natürliche Art erweitert und die Bewegungen der Menschen im Innenbereich sichtbar macht. Vier große, verschieden hohe Blocks formen ein urbanes Profil mit variablem Schnitt, das Strategien der Koexistenz mit den benachbarten Gebäuden inszeniert. In diesem Komplex werden geschlossene formale Strukturen im Rahmenkonzept durch offene relationale Strukturen ersetzt. Der Projektrahmen schafft eine Verbindung zwischen heterogenen Objekten und stellt eine offene Ordnung mit einem durchlässigen Profil her, um zugleich Einheit und Vielfalt zu ermöglichen. Die Promenade von Puerto del Rosario stellte nred vor die Herausforderung nachhaltigen Wachstums in einer mit dem Meer in Verbindung stehenden Stadt. Dabei loten sie die Vereinbarkeit einer ausgewogenen Erweiterung des Hafens mit dem Versorgungsbedarf der Stadt aus. Auch hier schlagen nred nicht-hierarchische, offene Strukturen vor, basierend auf isotropischen Feldorganisationen, welche die Notwendigkeit einer präzisen Definition der Umgebung untermauern und die in der Lage sind, eine neue relationale Landschaft zu schaffen. Bei den Casas Consistoriales unternehmen die Architekten eine Reflektion des Recycling-Konzepts. Ziel dieses Projektes war nicht die Restaurierung eines Gebäudes, sondern die Verkörperung einer Neunutzung, die dem Vorangegangenen zu neuem Leben verhilft; ein Interpretationszentrum zehrt vom kommunalen Programm und revitalisiert es gleichzeitig durch das Oszillieren zwischen Kontiguität und Repräsentation. Für nred bedeutet Recycling mehr als Restaurierung, da es den Beginn eines neuen, auf dem alten basierenden Lebenszyklus markiert; für nred bedeutet Recycling einerseits mit der Gegenwart und Vergangenheit zu arbeiten, aber zugleich auch ein Kampf gegen diese Zeit.

Jener Widerstand gegen die Zeit taucht erneut im wunderbaren Haus Ruiz auf, das in einem beliebten, von Fischerhäusern bestimmten Viertel erbaut wurde. Dieses Haus definiert die Grenze zwischen der darüber gelegenen Straße und dem Meer: Es schirmt sich durch eine starke, geschlossene Wand gegen den Verkehr ab und öffnet sich zur See mit einem großen, fragmentiert aufgebauten Fenster. Die unfertige Erscheinung des Hauses ist eine mimetische Reaktion auf die benachbarten Gebäude. Im Innenbereich zollte man den alten Mauern der verschiedenen Vorgänger-Häuser Respekt durch die Wiederverwendung des Materials für den Neugebrauch – eine Art Wiederbelebung des Ortes mit Hilfe der Erinnerung. Das komplett neu errichtete Stretched House setzt eine Strategie ein, die sich zum Teil bereits in Vorgängerprojekten abzeichnete: die Nutzung des in den eigentlichen Beschränkungen liegenden Potentials, eine Art kreativer Reichtum, bei dem die Notwendigkeit, ein Problem auf Basis der Begrenzungen zu lösen, zu unerwarteten Ergebnissen führt. Hervorragend mit Ausblick auf die Bucht und den Hafen gelegen, wird die endgültige Formgebung der zwei Gebäude von den Bedingungen des Untergrunds diktiert, in diesem Fall zumeist Grubendeponien. Das Erdreich verlangt die Positionierung der Stützen an der Außenseite, während der Rest des Gebäudes auskragt und so den Ausblick bestimmt.

Jedes der oben skizzierten Projekte extrahiert differenzierte abstrakte Strategien und auch das aktuelle Projekt von nred, der Entwurf für Xisi Bei, verwirklicht sich durch jene Mechanismen, die es mit seinen Vorgängern gemeinsam hat – Strategien für Recycling, Rahmengebung und Grenzverläufe. Die vorgeschlagene Konstruktion manifestiert die Transformation einer ehemals von Reisfeldern bestimmten Gegend zu modernen Hutongs mit ihren sich an den alten Pfaden orientierenden Straßen und den wie Getreide ausgerichteten Häusern. Inmitten der existierenden Gebäude werden durch eine Reihe offener Tragwerke flexible Orte für Handel, für kreatives Arbeiten, für Kultur und für wiederverwertende Nutzungen geschaffen, die dem Ort einen neuen Lebensimpuls verleihen. Die Volumen sind nach dem geometrischen Raster der alten Reisfelder angeordnet, in Übereinstimmung mit dem Feldsystem und einer flexiblen Geometrie. Das Dach schwebt über einem behauenem Boden, und entwickelt so ein suggestives symbolisches Ebenbild einer Natur, die in der Erinnerung überlebt. Schichtungen, Rahmungen, Konturengebung und Recycling: Diese Strategien überspannen die in der Ausstellung gezeigten Projekte und ihre Verbalisierung vergegenwärtigt das aufrichtige Engagement von nred Architekten mit Hilfe abstrakter Mechanismen eine offene, antimonumentale Architektur zu entwickeln und wird so zur Reflektion einer demokratischen Gesellschaft, die Hierarchien und Ungleichheit abschaffen will. Und genau dort zeigt sich der feste Wille nach kreativer Harmonie mit der Gegenwart — der feste Wille der Architektur nach Harmonie mit einer vielschichtigen und vielfältigen Realität; ein fester Wille, wie er sich in der Rehabilitierung von ‘Architektur als unvermeidlichem Seismographen’ offenbart, überzeugt von der Fähigkeit der Architektur, kreative und gesellschaftliche Erfolge zu erzielen und ebenso überzeugt von der Fähigkeit der Architektur, das Leben der Menschen in der Stadt und außerhalb zu verbessern.

Emilio Tuñón

Katalog

Zur Ausstellung ist ein Aedes Katalog erschienen.
Mit einem Text von Emilio Tuñón
ISBN  978-3-937093-98-7
deutsch/englisch
Preis € 10,-