Die erste Skizze
Die vorgestellten Skizzen sind Teil einer Sammlung, die Prof. Gernot Nalbach seit über 30 Jahren an seinem Lehrstuhl an der Universität Dortmund zusammengetragen hat und in einer ständigen Ausstellung am Lehrstuhl der Öffentlichkeit zugänglich sind. Die Sammlung wird durch Kataloge und / oder Monographien der in der Sammlung vertretenen Künstler ergänzt und bildet somit das Fundament ständiger wissenschaftlicher Arbeit mit den Darstellungsmedien in der Architektur.
Die zunehmende Anwendung elektronischer Medien bei der Architekturdarstellung geht eindeutig zu Lasten der - einer Person zuzuordnenden - originären Zeichnung. Das "Original” wird durch jederzeit abrufbare "Plots” abgelöst, aber nicht ersetzt. Die einer persönlichen Handschrift nicht unähnliche Skizze scheint über die Idee eines Entwurfes jedenfalls mehr Auskunft geben zu können, als die photorealistische Präsentation eines ersten Entwurfsgedankens: ”you can’t see, what you get, you must feel it.” Wenn man die in dieser Ausstellung ausgewählten Beispiele vergleicht, wird man feststellen, daß die Darstellungsformen ebenso unterschiedlich sind, wie die zitierten Textpassagen, die Aufschluß geben über die Architekturauffassung der vertretenen Architektinnen und Architekten.
Ebenso gibt es offensichtlich einen Zusammenhang zwischen dem Phänotyp des Entwerfers und dem Werk bzw. seiner Präsentation. Diese Dialektik zwischen Bild und Abbild hilft zwar beim Verständnis eines Werkes im Sinne einer Aufhellung des Arbeitsprozesses, ist aber nicht zwingende Voraussetzung, wenn es auf das gebaute Ergebnis ankommt.
So führt uns z.B. Frank Gehry vor, wie das Originale in seinen frühen Zeichnungen zum Originellen in seinem Spätwerk in Bilbao und dann auch - leider - anderorts mutiert: Er sagte selbst, daß das formale Wagnis seiner Museen durch den Einsatz von Computern erst ermöglicht wurde. Ob damit auch die weltweite Multiplikation einer Idee ohne große Varianz einhergehen muß? Im selben Maße erleichtert es allerdings auch die Multiplikation einer Entwurfsidee im Sinne eines sich selbst Zitierens.
Es ist dem Betrachter überlassen, diese Zusammenhänge und andere für sich zu entdecken, kritisch zu werten und gegebenenfalls Schlüsse daraus zu ziehen. Jedenfalls geht es nicht um die "schöne” Skizze, auch nicht um die romantische Verklärung einer vergehenden Ausdrucksform. Vielmehr solle der Versuch gelten, die Skizze zur Gewinnung eines Bauwerkes als Beleg für den Gedankengang eines Entwerfenden herauszuarbeiten. Die Interpretation der höchst unterschiedlichen Skizzen nach künstlerischen Gesichtspunkten ist dabei nicht intendiert.
Prof. Gernot Nalbach, Universität Dortmund
Wie kommt ein mittelständisches Unternehmen aus der ostwestfälischen Provinz dazu, eine Ausstellung bei Aedes und eine Publikation der Uni Dortmund zu unterstützen, das die Nomenklatura der internationalen Architekturszene versammelt? Und was bringt den Hersteller eines banalen Allerweltprodukts dazu, ein Werk zu fördern, das die kostbare Sammlung eines Universität-Professors mit "Ersten Skizzen" eben dieser Architekten hier erstmals veröffentlicht?
Uns verbindet mit Architektur-Fakultäten die eigene Auseinandersetzung des Denkens mit der Hand. Der Ausdruck unseres Seins sind Produkte zum Greifen, sichtbar begonnen mit der 'ersten Skizze'. Aus der Ursprünglichkeit des ersten Entwurfs entsteht die Authentizität des Originals. So freuen wir uns, ein Werk zu unterstützen, das die ersten Entwürfe von Architektinnen und Architekten verschiedener Nationen und Kulturkreise dokumentiert. Es versteht sich als Beitrag zur Förderung eines für beide Seiten nützlichen Dialogs zwischen Lernenden und Lehrenden.
"You can't see, what you get, you must feel it", hat der Sammler der "Ersten Skizzen" und Mitherausgeber dieses Buches, Professor Gernot Nalbach, in seiner Vorbemerkung über die "einer persönlichen Handschrift nicht unähnliche Skizze" geschrieben. Now you can see it and you can get it.
Josef Leitner, Geschäftsführer FSB
Zur Ausstellungseröffnung sprechen:
Kristin Feireiss, Berlin,
Gernot Nalbach, Berlin/Dortmund
Annemarie Jaeggi, Karlsruhe/Berlin
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der im Verlag der Universität Dortmund zu beziehen ist.
Project management Aedes: Isolde Nagel (mailto: in@aedes-arc.de)
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