Volkwin Marg, Hamburg

Konstruktion und Deutung

 

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Volkwin Marg, Hamburg

Seit der Antike waren Technik (gr. "techne") und Kunst (dts. können) begrifflich nahe Verwandte, und meinten die gleiche Kunstfertigkeit. Ob römisches Pantheon, gotische Kathedrale, Renaissancekuppel oder Barockbrücke, Technik und Kunst inszenierten baulich stets gemeinsam ein Gesamtkunstwerk. Die kulturelle Lücke zwischen rational fortschreitender Technik und emotional nachfolgender Kunst tat sich erst seit dem beschleunigten Bewusstseinswandel infolge der industriellen Revolution auf. Seither zeigen die Baukunst wie auch ihre Baumeister ein Janusgesicht, einerseits das des Ingenieurs für das zu erfindende "Ingenieurkunstbauwerk", andererseits das des Architekten für die deutende Architektur-Inszenierung. Daran hat auch der kulturrevolutionäre Sturm vieler Architektenavantgarden im 20. Jahrhundert zur Eroberung der Technik nichts Wesentliches geändert. Sie agierten wie deutende Astrologen, die ihre ästhetischen Elfenbeintürme verlassen, um die Sternwarten ingenieuser Astronomen zu besetzen. Das taten sie allerdings weniger, um die Synthese mit der Technik (seinerzeit z.B. Dampfer, Maschinen oder Konstruktionen) zu suchen, sondern viel mehr, um aktuelle Objekte für ihre ungeschmälerte Deutungslust zu gewinnen. Seit dem frühen Konstruktivismus und dem späten Dekonstruktivismus hat sich an dieser Manier wenig geändert. Volkwin Marg sucht ungeachtet solcher Tendenzen wirkliche Synthesen von Kunst und Technik für architektonische Inszenierungen. Die gilt auch für so genannte "Ingenieurkunstbauwerke", seien dies Brücken, Türme, Hallen, Arenen oder Stadien.

Die in der Ausstellung als Projekte oder Bauten präsentierten Beispiele – Olympiastadion Berlin, Neue Messe Leipzig (Messeturm), Commerzbank_Arena, Brücke Kiel Hörn, Museum für Hamburgische Geschichte, Messeturm Hanse Messe Rostock, u.a. – vereinigen die beiden Seiten der gleichen Medaille, die den Dialog zwischen deutender Formsetzung und ableitender Formfindung zur Einheit der Baukunst verschmilzt, unter Einsatz von high-tech Materialien wie z.B. Makrolon. Die Sinngebung für konstruktive Logik mit neuesten technischen Möglichkeiten erwächst im offenen Disput zwischen Architekt und Ingenieur als gleiche Partner.. Die Sinngebung für konstruktive Logik mit neuesten technischen Möglichkeiten erwächst im offenen Disput zwischen Architekt und Ingenieur als gleiche Partner.

Viele Entwürfe sind die Frucht des Diskurses, nicht nur im eigenen Team, sondern auch mit Jörg Schlaich und seinen Partnern. Von ihm wird im separaten Pavillon die baureife Vision für ein solares Auftriebskraftwerk gezeigt, das in die Zukunft verweist.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (€ 10.-).