Das Madrider Büro Gutiérrez-delaFuente Arquitectos (GdlF) stellt sich einer paradoxen Herausforderung: In einer nahezu vollständig verdichteten urbanen Landschaft richtet es den Fokus auf das Unbebaute. Statt nur auf neue Gebäude zu setzen, verwandelt das Team um Natalia Gutiérrez und Julio de la Fuente vorhandene Räume und enthüllt deren Potenziale. Ihr Ansatz – Arbeiten mit dem Bestehenden – begreift das Unbebaute als Schlüssel einer ökologischen Transformation. Die Ausstellung bei Aedes, kuratiert von Kaye Geipel und GdlF, präsentiert nachhaltige Strategien zur Aufwertung von Zwischenräumen anhand ausgewählter Projekte in Deutschland, Belgien, Spanien, Großbritannien und der Schweiz. Ein zentrales Element ist die Filminstallation European Encounter Cabinet. In ihr geben internationale Expert:innen aus dem Umfeld des Büros Einblicke in die Zukunft der Architektur und Stadtplanung in europäischen Städten und Regionen.
Gutiérrez-delaFuente Arquitectos verfolgen einen integrativen Gestaltungsansatz, bei dem die Architektur nicht selbst im Mittelpunkt steht, sondern Teil der Gestaltung der Umwelt wird. Sie beziehen bestehende Gebäude, Freiräume und Ressourcen in ihre Planungen ein, um nachhaltige und widerstandsfähige Lösungen zu entwickeln.

Hauptsitz Metro de Madrid, Madrid, ES; Landschaft: Batlle I Roig; In Zusammenarbeit mit Nexo Arquitectura und Andrés Perea Arquitecto © Fernando Alda
Das Studio versteht sich als Vermittler zwischen dem Gebauten und dem Ungebauten und widmet sich der Wiederentdeckung verborgener Potenziale. Ihr erweiterter Begriff des urbanen Erbes geht über die klassische Denkmalpflege hinaus und bezieht ökologische und soziale Ressourcen mit ein. Sie entwickeln Strategien, die Kommunen, Stadtteilen und Investor:innen helfen, verantwortungsvoll mit Wasser, Luft und Boden umzugehen.
Für Gutiérrez-delaFuente Arquitectos sind unbebaute Flächen nicht einfach leere Räume, sondern wesent-liche Gestaltungselemente. Sie bieten die Möglichkeit, der sozialen und ökologischen Fragmentierung entgegenzuwirken und widerstandsfähige, integrative urbane Räume zu schaffen. „Landschaften und generell alle Zwischenräume sind zentrale Orte für die Suche nach Lösungen für die aktuellen klimatischen und sozialen Krisen. In unserer Praxis entwickeln wir geeignete Strategien, Taktiken und operative Prozesse für neue Formen der Interaktion, die Stoffkreisläufe und Inklusion fördern“, erklären sie.

Haus der Tagesmütter, Selb, DE; In Zusammenarbeit mit Tallerde2 und SelbWERK © Feig Fotodesign | Fernando Alda
Ausstellung
Die von Kaye Geipel und Gutiérrez-delaFuente Arquitectos kuratierte Ausstellung Shaping the Unbuilt Environment gliedert sich in zwei Hauptbereiche:
• Das European Encounter Cabinet – Die Konferenz
• Die Fallstudien – Ein europäischer Lernprozess
Im European Encounter Cabinet zeigt eine Filminstallation die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Gutiérrez-delaFuente Arquitectos seit ihrer Gründung im Jahr 2006: Architekt:innen, Stadtplaner:innen und Expert:innen aus verschiedenen Ländern diskutieren über die Zukunft der Architektur und Stadtpla-nung in Europa. Zu den Teilnehmer:innen zählen Kristiaan Borret (Brüssel), Aglaèe Degros (Graz), Andreas Hofer (Stuttgart), Didier Rebois (Paris), Mónica Cid und Silvia Villacañas (Madrid).
Um diese europäischen Stimmen gruppieren sich auf den Ausstellungswänden die Fallstudien-Projekte von Gutiérrez-delaFuente Arquitectos aus Deutschland, Belgien, Spanien, Großbritannien und der Schweiz. Sie erzählen eine Geschichte, die fast 20 Jahre architektonische Praxis in Europa widerspiegelt. Die Projekte sind entlang einer methodischen Matrix angeordnet, die die spezifischen Entwurfsstrategien des Studios veranschaulicht.

Haute 275 Social Housing, Brüssel, BE; Landschaft: kollektif landscape; In Zusammenarbeit mit MAKER Architecten © GdlF-MAKER
Über Gutiérrez-delaFuente Arquitectos
Das Büro Gutiérrez-delaFuente Arquitectos (GdlF) wurde 2006 von Natalia Gutiérrez und Julio de la Fuente in Madrid gegründet. Beide haben in Madrid Architektur studiert und in Paris bei Jean Nouvel gearbeitet. Seit 2013 ist Julio de la Fuente Mitglied des Technischen Komitees von Europan Europa.
Ihre Projekte wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem internationalen Bauwelt-Preis (2013), dem COAM Award (2013, 2023) und dem NAN Award (2013, 2023). Das Studio hat in zahlreichen Fachzeitschriften publiziert und seine Arbeiten international ausgestellt. 2019 kuratierte es den spanischen Pavillon auf der Seoul Biennale.

Natalia Gutiérrez und Julio de la Fuente, Gutiérrez-delaFuente Arquitectos © Davide Curatola
Über Kaye Geipel
Kaye Geipel ist Architekturkritiker, Stadtplaner und Kurator. Er lebt in Berlin und Brüssel. Seit 1995 arbeitet er als Redakteur bei der Wochenzeitschrift Bauwelt und war von 2010 bis 2022 stellvertretender Chefredakteur von Bauwelt und StadtBauwelt, wo er die jährlichen internationalen Bauwelt-Konferenzen zum europäischen Städtebau verantwortete.
2023 kuratierte er zusammen mit Kawahara Krause die Ausstellung Die Ganze Stadt in Hamburg. Kaye Geipel ist Präsident von Europan Deutschland und Mitglied des Auswahlkomitees für den Schelling-Architekturpreis. Er ist Mitherausgeber der Buchreihe Bauwelt Fundamente, in der seit 1963 über 180 Schlüsseltexte zur Architekturtheorie und Stadtentwicklung erschienen sind.
Aedes Katalog
Englisch, 10€
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Projektsponsoren
Alverlamp, Vescom, Ka Dabra, Riel CHYC, Embajada de España en Berlín, Acción Cultural Española (AC/E) PICE
Kooperationspartner
COAM