Architektur für gemeinschaftliches Leben steht im Mittelpunkt der Arbeit des Kopenhagener Architekturbüros WERK. In der Ausstellung Tales of the City sind 14 Gebäude und öffentliche Plätze auf eine neue Art der Vermittlung wahrzunehmen und sehr persönlich erlebbar. Zu jedem architektonischen Projekt erzählt der dänisch-deutsche Schriftsteller und Gesellschaftskritiker Knud Romer eine kurze Geschichte, die auf seinen eigenen Assoziationen und Erinnerungen beruht. Er kontextualisiert die Bauten mit gesellschaftlichen Gegebenheiten und provoziert mit unerwarteten Fragen. In Kombination mit filigranen Modellen und Skizzen schafft die Ausstellung Tales of the City einen alternativen und unterhaltsamen Einblick in Funktion und Kontext, regt die Fantasie der Besucher:innen an und dokumentiert, wie Architektur auf Menschen und Gesellschaft wirkt. Die vorgestellten Projekte aus Dänemark und Deutschland reichen von Sport- und Freizeitanlagen über Arbeitsumgebungen bis hin zu Wohnbauten und städtischen Plätzen, bei denen die Gemeinschaft im Fokus steht. Diese Denkweise sowie der ganzheitliche Ansatz, soziale, klimatische und infrastrukturelle Lösungen anzubieten, zeichnen die Arbeit von WERK aus und finden sich in allen Projekten wieder.
Horbelev Kulturgård, Horbelev, DK; WERK © Santiago De La Vega | Creative Blocks, Hamburg, DE; WERK © WERK
Thomas Kock, Gründer und Kreativdirektor von WERK verrät: „Jedes Projekt in der Ausstellung wird von Knud Romers persönlichen Geschichten und Meinungen begleitet, die der Architektur poetische Aspekte und vielfältige Dimensionen verleihen und, die die Besucher:innen zweifellos inspirieren werden. Unser Ziel ist es, ein Architekturerlebnis mit vielen Meinungen zu schaffen. Wir hoffen, dass das Publikum seine Augen dafür öffnen wird, wie Architektur und Gemeinschaften zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen können.“
Eines der 14 in der Ausstellung vorgestellten Projekte ist Sportstårnet, ein Lösungsvorschlag für das wachsende Problem des begrenzten Platzes für Sportanlagen in der Stadt. Anstatt die große Fläche für nur einen Sportplatz zu nutzen, werden die Spielfelder übereinandergestapelt. Dies schafft Platz für verschiedene Sportanlagen und neue Aktivitäten und Gruppen in dichten Stadtgebieten. WERKs Sportstårnet ist als offene und unbeheizte Holzstruktur konzipiert, die nur Netze zwischen den tragenden Holzbalken aufweist.
In seiner Geschichte über dieses Projekt erzählt Knud Romer, was als Jugendlicher, als er Handball spielte, wirklich zur Sporthalle zog. Auch hier geht es um Gemeinschaft und Beziehungen: „Wen ich aber wirklich treffen wollte - und der ganze Grund, warum ich in die Sporthalle ging - waren die Handballerinnen vom NFH Nykøbing F. Handball Club.“ (Ausschnitt aus Knud Romers Erinnerung zum Projekt Sportstårnet in der Ausstellung).
Grønttorvet, Copenhagen, DK; WERK © wichmann+bendtsen photography | Sportstårnet, Copenhagen, DK; WERK © WERK | Stubkaj, Kopenhagen, DK; WERK © wichmann+bendtsen photography
Die Ausstellung
Die Ausstellung lädt die Besucher:innen ein, die Erzählungen des Schriftstellers und Gesellschaftskritikers Knud Romer in deutscher und englischer Sprache zu hören und diese in Kombination mit Modellen sowie zahlreichen Zeichnungen zu erleben, die sich auf die Projekte von WERK beziehen. Die Ausstellung ist eine Synergie aus architektonischen Modellen, persönlichen Erinnerungen, gesellschaftlichen Beobachtungen und Visionen von Gemeinschaft und gibt Besucher:innen einen Einblick zum Einfluss von Architektur auf den Menschen und die Gesellschaft.
Die Projekte
Zu den 14 ausgestellten Projekten aus städtischen und ländlichen Kontexten in Dänemark und Deutschland gehören:
Carl Nielsens Allé, Kopenhagen, DK, fertiggestellt 2023
Das ehemalige Parkhaus wurde in einen öffentlichen, üppigen, grünen Park verwandelt, der von der Allgemeinheit genutzt werden kann. Bei starkem Regen wird die grüne Oase zu einem wunderschönen Wasserreservoir, das das Regenwasser zurückhält. Diese städtische Grünfläche dient unter anderem als Barriere gegen den Straßenverkehr, als Möbelstück, das Schutz und einen Platz zum Ausruhen bietet, sowie als Möglichkeit zur Speicherung und Kanalisierung von Regenwasser.
Herfølge Bjergby, Herfølge, DK, im Bau
Herfølge Bjergby ist für alle gedacht, die das Leben in einer Gemeinschaft mit anderen und das Wohnen in landschaftlich reizvoller Umgebung schätzen. Die Vision für Herfølge Bjergby ist ein Viertel mit gemischten Wohnformen für Menschen aus allen sozialen Gruppen: Jung und Alt, Singles und Familien, Wohlhabende und wirtschaftlich Schwächere. Die Wohnungen reichen von Tiny Houses bis hin zu selbstgebauten Traumhäusern aus nachhaltigen Materialien wie Lehm, Stroh und Seegras. Das neue Dorf wird ein Ort sein, an dem alle zum Gemeinwohl beitragen.
Carl Nielsens Allé, Copenhagen, DK; WERK © wichmann+bendtsen photography | Herfølge Bjergby, Herfølge, DK; WERK © WERK
Maritimt Center in Esbjerg, Esbjerg, DK, fertiggestellt 2022
Das Projekt bringt Vereine und andere Vereinigungen im Hafen von Esbjerg zusammen. Es bietet Platz für verschiedene Arten von Besucher:innen, darunter Rudernde, Schüler:innen, die den Hafen besuchen, um Krabben zu fangen, und neugierige Passant:innen, die sich für maritime Themen interessieren oder einen Platz suchen, um die atemberaubende Aussicht auf die Nordsee zu genießen. Ein Atrium im Inneren des Rundbaus ermöglicht gemeinschaftliche Treffen und bietet Schutz vor den Elementen.
Darüber hinaus sind die folgenden Projekte Teil der Ausstellung:
Creative Blocks, Baugruppenprojekt in Hamburg, DE, im Bau
Den Grønne Løber, bezahlbares Wohnen in Hamburg, DE, im Bau
Grønttorvet, Masterplan und grüner nachbarschaftlicher Freiraum in Kopenhagen, DK, fertiggestellt 2023
Garden in front of the National Gallery of Denmark, grüner Stadtplatz, Kopenhagen, DK, fertiggestellt 2014
Hauser Plads, moderner Stadtplatz im mittelalterlichen Kontext, Kopenhagen, DK, fertiggestellt 2013
Horbelev Kulturgård, Kulturzentrum, Horbelev, DK, fertiggestellt 2016
Mødestedet, Bürogebäude aus Holz in Gladsaxe, DK, im Bau
Rødovre Rådhusfunktioner, Rathaus in Rødovre, DK, im Bau
Sportstårnet, Sportzentrum, Kopenhagen, DK, im Bau
Stubkaj, Wohnungsbau, Kopenhagen, DK, fertiggestellt 2023
BørneHAVEN, Kindergarten in Hamburg, DE, im Bau
Maritimt Center, Esbjerg, DK; WERK © wichmann+bendtsen photography | Garden in front of the National Gallery Denmark, Copenhagen, DK; WERK © wichmann+bendtsen photography
Über WERK Arkitekter
WERK ist ein progressives dänisches Architekturbüro – heute mit einem Team von 30 Architekt:innen, Landschaftsarchitekt:innen und Planer:innen, geleitet von vier Partner:innen: Thomas Kock (Creative Director und Gründer), Nikolaj Frølund Thomsen (Architektur und Bau), Signe Hertzum (Landschaft) und Henrik Thomas Faurskov (Stadt- und Raumplanung). Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit entwickeln sie starke Konzepte und Strategien in den Bereichen Stadtplanung, Landschaft und Bauwesen mit dem Ziel, durch Architektur positive gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. In all ihren Projekten, von Rathäusern, Bürogebäuden, Schulen, Wohnhäusern bis hin zu städtischen Räumen, ist Gemeinschaft ihre architektonische Handschrift. Das Ziel ist dabei immer, Städte lebendiger, schöner und grüner und zu Orten der Begegnung zu machen. Nach Ansicht von WERK erwacht Architektur erst dann wirklich zum Leben, wenn sie genutzt wird und sich individuelle Lebensgeschichten darin entfalten und mit denen anderer verflechten - und so das gemeinsame Leben in der Stadt gestalten.
Über Knud Romer
Knud Romer ist ein dänisch-deutscher Autor, Radiomoderator und Gesellschaftskritiker. Sein Debüt erschien 2006 mit Den som blinker er bange for døden (dt.: Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod), das mit dem De Gyldne Laurbær und dem Weekendavisens Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Seitdem hat er Kort over Paradis (2018) (dt.: Die Kartographie der Hölle) und Pigen i violinen (2021) (nur auf Dänisch erschienen) veröffentlicht. Knud Romer ist auch durch seine Auftritte in mehreren dänischen Fernsehsendungen und als Schauspieler in Lars von Triers Idioterne (dt.: Idioten) bekannt. Romer studierte Literatur an der Universität Kopenhagen und ist ein preisgekrönter Konzeptentwickler in der Werbebranche. Er schreibt nach wie vor und fungiert in dieser Ausstellung als Erzähler, der die Architektur aus einem sozialen Blickwinkel heraus betrachtet und sie in den gesellschaftlichen Kontext einordnet.
Thomas Kock, Creative Director und Gründer von WERK, und Knud Romer, Autor © wichmann+bendtsen photography | Den Grønne Løber, Hamburg, DE; WERK © WERK
Projektsponsoren
Dreyers Fond, Knud Højgaards Fond, GH Form, Peter Aalbæk Jensen, Luchterhandt, Robert C. Spies, Groenewold Tiedemann Griffel, Harris, Gammelrand, Wehlers, Front Nordic