Bauworkshop: Freiraum in der Stadt

Für Kinder von 8–12 Jahren

Eröffnung der Installation
Samstag, 15. April 2023, 14 Uhr

Es sprechen
Dr. h.c. Kristin Feireiss
Direktorin Aedes Architekturforum, Berlin
Theresa Keilhacker Präsidentin Architektenkammer, Berlin
Anna Lena Ochsenreither & Ralf Fleckenstein JAS – Jugend Architektur Stadt e.V., Berlin
Hendrik Weiner raumdialog, Berlin

Workshoptermin
13.–15. April 2023, 10–14 Uhr

Ort
Aedes Architekturforum
Christinenstr. 18-19
10119 Berlin

In Kooperation mit
JAS Jugend Architektur Stadt e.V. 
raumdialog
Wetek gGmbH

Der Workshop ist ein ANCB Projekt und wurde durch die Unterstützung durch die Stiftung Pfefferwerk ermöglicht.

 

Aedes Kooperationspartner

 

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Tag 1 Ideenfindung:

- Besichtigung der Ausstellung: die Kinder sahen sich die Fotos der Ausstellung Huts, Temples, Castles  von Ursula Schulz-Dornburg an und fanden Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. Jede/r suchte sich eine Lieblingsbild aus und erklärte den anderen, was sie/er daran gut findet.

- Die Kinder teilten sich in 3 Gruppen auf. Jede Gruppe bekam ein Modell des Ausstellungsraums zur Verfügung gestellt sowie diverses Material und Werkzeug um gemeinsam einen Entwurf für ihre Hütte zu erarbeiten.

- Am Ende des Tages präsentierte jedes Team seine Ideen. Die Entwürfe wurden auf Gemeinsamkeiten hin untersucht und daraus die Installation entwickelt.

Tag 2 Bauprozess:

- Besichtigung der Materialien und der vorbereiteten Strukturen (Seile von der Decke abgehängt).

- Gemeinsam wurde die Höhe des Innenraums entschieden – hoch genug für Kinder, große Erwachsene müssen sich eventuell bücken.

- Die Bodenfläche und -beschaffenheit wurde unter allgemeiner Beteiligung festgelegt.

- Die Kinder teilten sich wieder in kleinere Gruppen auf um an einzelnen Projekten zu arbeiten, die sie sich selbst ausgedacht haben. Feststellung: der Innenraum und die Details waren den Kindern wichtiger als die äußere Gestaltung. (Kuschelecke, Sofa, Deko)

Tag 3 Bauprozess, Abschluss, Eröffnung:

- Das Dach der Hütte wurde nach allgemeiner Zustimmung installiert

- Weitere Ausarbeitung des Innenraums (Schreibtisch, Kleiderschrank, Toilette)

- Gestaltung der Fassade, inkl. Türschild, Klingel und Briefkasten

- Die Kinder haben selbstständig in einer Nische des Ausstellungsraums einen Platz zum Briefe schreiben eingerichtet, damit Besucher der Ausstellung ihnen Kommentare im Briefkasten hinterlassen können.

- Zum Abschluss der Arbeiten gab es eine gemeinsame Besprechung mit allen Kindern und Betreuern im Innenraum

- Schließlich fand um 14 Uhr die offizielle Eröffnung der Installation statt, mit Reden von Kristin Feireiss, Direktorin von Aedes und Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin. Jedes Kind bekam eine Urkunde für die Teilnahme am Workshop überreicht. Bei Kindersekt, Limo und Süssigkeiten präsentierten die Kinder dann ihre Entwürfe und das Resultat den Eröffnungsbesuchern.

Die Installation bleibt bis zum Ende der Ausstellung am 17. Mai 2023 bei Aedes in der Mitte des Ausstellungsraums bestehen.

Fazit der betreuenden Pädagogen:

Prozessorientierung: Für uns ist maßgeblich, dass in Workshops mit Kindern und Jugendlichen der Gestaltungsprozess deutlich herausgearbeitet wird. Deshalb spielt die Ideenfindung mit Modellen, Collagen und Skizzen eine wichtige Rolle, da so eine Reflexionsebene zum ‚Bauen‘ entsteht. Dies wurde in der Abschlussveranstaltung nochmal deutlich, als die Kids anhand der Modelle das Projekt erläuterten. Ziel ist es zu vermitteln, dass die Gestaltung von Raum (Stadt, Architektur, Freiraum) keine willkürliche Setzung sondern ein Prozess ist - indem das Vorgehen von den Projektbeteiligten ‚ausgehandelt‘ werden muss. Wie wir schon gemeinsam festgestellt haben, lief das in dieser Gruppe außergewöhnlich gut: jede/r hatte genug Freiraum für eigene Ideen und Initiativen - und trotzdem entstand bei allen ein Entwurf vom gemeinsamen Ganzen. Anhand des Details des ‚Briefkastens‘ war es spannend zu beobachten, wie das Thema - von einem Kind eingebracht - von anderen aufgegriffen und als Spiel weiterentwickelt wurde – ohne, dass Konflikte über die ‚Autorenschaft‘ auftraten. Gerade in diesen Prozessen im Kleinen lassen sich Erfahrungen sammeln, die etwas mit einem Grundverständnis von gesellschaftlichem und sozialen Zusammenleben zu tun haben - unabhängig von den gestalterischen Fragestellungen.

Workshops zeigen immer wieder, wie unbegrenzt und vielfältig die Ideen und Sichtweisen von Kindern und Jugendlichen sind und welche Dynamik sich entfaltet, wenn man zusammen mit Materialien ins Bauen geht - hier konkretes Beispiel: die Liege-Kuhle/Bett und Sitzbank haben die Kids spontan als wichtig erkannt und umgesetzt. Allerdings dürfen Workshops nicht wie der sprichwörtliche ‚Basteltisch‘ nur eine abgeschlossene Spielwiese sein, sondern sollten die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen in die gesamte Gestaltung und Umsetzung ermöglichen.

Eine Ausstellung ist ein sehr guter Ausgangspunkt, um den Kindern Inspirationen zu geben. Vor allem, wenn nicht darum geht etwas 1:1 zu kopieren (wenn z.B. die Materialien nicht genau die selben sind). Sich ein Lieblingsbild auszusuchen, fördert die Selbstreflexion, die Bildung einer Eigenmeinung und wie man diese vertreten kann.

Das Arbeiten an einem gemeinsamen Werk ist eine gute Gelegenheit, die soziale Kompetenzen zu üben und den Zusammenhalt einer Gruppe zu stärken.

Das aktive Bauen im Workshop mit einem solchen tollen, großen Ergebnis generiert die Erfahrung der Selbstwirksamkeit (ich habe das gemacht!) und der Selbstbestimmung (ich habe entschieden, das es so wird). Beim gemeinsamen Arbeiten wird Zusammenarbeit und der Umgang mit offenen Situationen trainiert.

Ein gemeinsamer Auftrag mit einer Deadline (ggf. mit Ausstellung am Ende) motiviert die Kinder sehr, zusammen etwas auf die Beine zu stellen und dran zu bleiben bis es fertig ist. Es bietet eine gute Chance, um Durchhaltevermögen und den Umgang mit Frust zu trainieren (wenn möglicherweise nicht alles wird, wie man es sich vorgestellt hatte).

Baukultur in den Schulen: Solche (Bau)projekte zeigen auf, dass man mit baukultureller Bildung weit über die Baukultur hinaus exemplarisch sehr viele, wichtige Themen unserer Zeit bearbeiten kann. Die Chancen, anhand solcher Projekte interdisziplinäres Denken und Arbeiten zu vermitteln, sind sehr wertvoll: deshalb würden wir uns wünschen, dass die baukulturelle Bildung in den Schulen einen deutlich höheren Stellenwert bekommt - dafür ist es notwendig, in den Aufwand für solcher Vorhaben zu investieren! 

Es ist ein wichtiger Schritt Kinder und Jugendliche als eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Interessen durch so ein Projekt sichtbar zu machen, eigenen Raum zu geben und als Partner mit hineinzunehmen.