Shenzhen hat sich innerhalb von dreißig Jahren vom Fischerdorf zur Megastadt und zum Standort zahlreicher renommierter Forschungs- und Technologieunternehmen entwickelt. Anhaltender Bauboom und riesige Produktionskapazitäten kennzeichnen das rasante Wachstum der ersten Sonderwirtschaftszone Chinas, in der auch knapp 200 deutsche Unternehmen ihre Entwicklungsabteilungen angesiedelt haben. Aktuell wirkt sich der Trend zu Automatisierung und Datenaustausch in den Fertigungstechnologien (Industrie 4.0) zunehmend auf die urbanen Lebenswelten aus. Durch die weitgehend selbstorganisierte Produktion realer und virtueller Güter entstehen neue Räume und Herausforderungen für die Stadt. In Beiträgen chinesischer Planer und Künstler – ARCity Office, Liu Xiaodu/UPRD/ConfigReality, NODE Architecture & Urbanism, Song Dong, Urban Plus/B-Design und XKOOL/FALab – widmet sich die Ausstellung zeitgenössischen Raumproduktionen und aktuellen Zukunftsvisionen.
Shenzhen ist eine sehr lebendige Stadt im Südosten Chinas, die Hongkong mit dem chinesischen Festland verbindet. Mit ihren zwölf Millionen Einwohnern, überwiegend Zugewanderten, zeichnet sie sich durch ihr dichtes urbanes Gefüge aus, das innerhalb kurzer Zeit ohne jede Planung entstand. Ihre Entwicklung ist geprägt durch das Zusammentreffen von Gelegenheiten und Zwangsläufigkeiten. Die Stadt wurde 1979 mit der Einrichtung der Sonderwirtschaftszone Shenzhen ins Leben gerufen und entwickelte sich rasch zu einem Standort für die Produktion und Montage von Exportgütern in enormer Zahl.

Shenzhen © Zhiyuan Gong
Nach wie vor ziehen Menschen aus allen Teilen Chinas nach Shenzhen – auf
der Suche nach Fortschritt, Wohlstand und Freiheit. Soziologisch
gesehen ist dieser Schmelztiegel durch starke Interaktivität geprägt.
Die Stadt ist Aushängeschild für die Reform und Öffnung des Landes und
hat ein bemerkenswert feines Gespür für Neues, wie zukunftsweisende
Wissenschaft und Technik. Nicht ohne Grund gilt Shenzhen als der
wichtigste Produktionsstandort für Unterhaltungselektronik aller Art.
Aktuell
etabliert sich in den Fertigungstechnologien der Trend hin zu
Automatisierung und Datenaustausch. Die sogenannte Industrie 4.0 wird
landläufig als die vierte industrielle Revolution bezeichnet. Wie bei
früheren industriellen Revolutionen steigt die Produktivität und es
werden mehr Waren erzeugt, gleichzeitig steht dadurch aber auch die
gesellschaftliche Entwicklung vor neuen Herausforderungen. Zwischen der
Produktion von Gütern, unabhängig davon, ob reale oder virtuelle Waren
hergestellt werden, und dem Raum besteht immer eine gewisse Interaktion.
Mit der Veränderung der in Shenzhen hergestellten Erzeugnisse
unterliegt folglich auch die Produktion des Raums in der Stadt einem
Wandel und folgt verstärkt unkonventionellen, nicht-traditionellen
Pfaden.
In der Ausstellung „SHENZHEN-ness: Space in Mutation“
wird die urbane Transformation anhand von fünf konkreten Beispielen
veranschaulicht: Grenzübergänge zur Ein- und Ausreise zwischen Shenzhen
und Hong Kong, Hightech-Zone Shenzhen, Huaqiangbei, Xiasha-Platz und
Künstlerdorf Dafen. An diesen ganz besonderen räumlichen Prototypen wird
der unkonventionelle Produktionsprozess der Industrie 4.0 deutlich.
Neben
einer kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen städtebaulichen
Themen wirft die Ausstellung einen Blick auf die Zukunft von Shenzhen.
Stadtplaner, Architekten und Künstler haben fünf allgemeine Szenarien
für die Stadt entwickelt, in denen sie sich mit verschiedenen Ebenen des
Urbanen auseinandersetzen: „Soziologie – Interaktion“, „Wissenschaft
und Technik – Wahrnehmung“, „Infrastruktur und Umwelt – Integration“,
„Architektur und Stadtplanung – Dichte“ sowie „Kunst – Freiheit“. In
Bildern, Filmen, Modellen, interaktiven Medien und einer großformatigen
Installation werden die radikalen Veränderungen in Architektur,
Infrastruktur und Gesellschaft aufgezeigt, die sich mit einer
Geschwindigkeit vollziehen, der das Wort „Wachstum“ im europäischen
Verständnis nicht annähernd gerecht werden kann.
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