Ai Weiwei zählt zu den einflussreichsten Künstlern unserer Zeit und ist ein furchtloser Kritiker von Protektionismus, Nationalismus und Ausgrenzung. Unermüdlich setzt er sich mit seiner facettenreichen Praxis – Kunst, Architektur, Film und Aktivismus – für Menschenrechte ein. Dabei verknüpft er traditionelle chinesische Techniken mit globalen Ästhetiken, politischen Themen und seiner persönlichen Geschichte. Immer wieder hinterfragt er bestehende Machtstrukturen und thematisiert Zensur, Vertreibung und Meinungsfreiheit. Seine Ateliers sind mehr als bloße Arbeitsräume – sie sind Erweiterungen seines Denkens und kreativen Prozesses. Die Ausstellung Fünf Arbeitsräume bei Aedes präsentiert Ateliers in Peking, Shanghai, Berlin und Montemor-o-Novo bei Lissabon. Von Ai Weiwei selbst entworfen, beauftragt und genutzt, spiegeln sie prägende Lebensphasen wider und zeigen den Dialog zwischen künstlerischer Produktion und gebautem Raum.
Vom ersten Atelier Ai Weiweis in Longzhuashu, in dem das einfache Pflanzen von dänischem Gras die Situation in einem kahlen Betonhof komplett veränderte, bis zu seinem unterirdischen Berliner Arbeitsraum, einem ehemaligen Brauereikeller, der an seine Kindheit im Exil in Xinjiang erinnert, wird jedes Studio zum erzählenden Raum für sich.

Berlin Studio, DE – Map of China, 2004 © Courtesy of Ai Weiwei Studio
Sein langjähriges Wohnatelier am Pekinger Stadtrand, in Caochangdi, das bereits in der legendären Aedes-Ausstellung TUMU Young Architecture from China 2001 gezeigt wurde, entwickelte sich zwischen 1999 und 2015 zum Zentrum für das Leben und Arbeiten. Ab 2006 nutzte Ai für großformatige Installationen das sogenannte Zuoyou Studio, eine Industriehalle, die 2018 plötzlich von den Behörden abgerissen wurde – mitsamt vieler dort gelagerter Werke. Ein ähnliches Schicksal ereilte bereits 2011 sein Malu Studio nahe Shanghai, das kurz nach seiner Fertigstellung zerstört wurde.

Malu Studio, Shanghai, CN – im zerstörten Zustand © Courtesy of Ai Weiwei Studio
Sein jüngstes Atelier im ländlichen Portugal entstand unter Anwendung traditioneller chinesischer Holzbautechniken – ein Zeugnis von Ai Weiweis fortwährender Auseinandersetzung mit Handwerkskunst und der kulturellen Erinnerung, die Materialien in sich tragen.

Montemor-o-Novo Studio, PT © Courtesy of Ai Weiwei Studio
Über die Ausstellung
Statt einer konventionellen Architekturausstellung untersucht Fünf Arbeitsräume die Ateliers als Möglichkeitsräume – temporäre, oft fragile Umgebungen, die künstlerisches Schaffen sowohl ermöglichen als auch widerspiegeln. Die Studios von Ai Weiwei erzählen eine Geschichte künstlerischer Resilienz; jeder Arbeitsraum zeigt, wie die Umgebung den kreativen Prozess formt und den Weg des Künstlers über Kontinente hinweg begleitet. Eng verbunden mit den darin entstandenen Projekten sind diese Räume Manifestationen von Ai Weiweis kontinuierlichem Ringen um Autonomie, Vergänglichkeit und Ausdruck. Die fünf Arbeitsräume werden durch Architekturmodelle, Fotografien, Skizzen und Pläne präsentiert, ergänzt durch persönliche Texte des Künstlers.

Ai Weiwei auf dem Gelände vom Malu Studio, Shanghai, CN – während der Abbrucharbeiten © Courtesy of Ai Weiwei Studio